Taubennest gefunden - Was tun?

Auch Tauben unterliegen dem Tierschutzgesetz

Alle Tauben (Stadt- sowie Wildtauben) unterliegen den EU-Vogelschutzrichtlinien und somit sind Nest, Ei und Küken geschützt und dürfen nicht einfach entfernt werden. Auch Schädlingsbekämpfungsfirmen ist es nicht ohne amtliche Genehmigung erlaubt, Tauben, Küken oder Nester zu entfernen. Werden Küken einfach “entsorgt” gilt dies als Tierquälerei und kann zur Anzeige gebracht werden.

Ausnahmen: Bietet der gewählte Brutplatz Gefahren für die Tiere, z.B. durch die Erreichbarkeit für Katzen oder andere Tiere oder der Zugang zum Nest für die Eltern ist z.B. nicht dauerhaft und zukünftig z.B. durch Baumaßnahmen nicht (mehr) möglich, dann kann eine Umsiedlung in Ausnahmefällen erlaubt sein. Das Tierwohl steht dabei an erster Stelle, es muss den Elterntieren möglich sein, das Nest schnell wiederzufinden und den Nachwuchs sicher aufziehen zu können.
Ist eine Umsiedlung nicht möglich oder kommen die Maßnahmen zu spät, bzw. Sie finden verletzte, auffällig schwache oder kranke Jungtiere, melden Sie sich bitte umgehend bei der Kölner Taubenhilfe.

Taubennest gefunden - Das können Sie tun!

1. Bestimmen Sie zunächst: Stadttaube oder Wildtaube?

Im Gegensatz zu Wildtauben ist es bei Stadttauben erlaubt, zu einem frühen Zeitpunkt einen Eieraustausch vorzunehmen. Das Austauschen der Eier bei jeder Wildtaubenart ist dagegen verboten. Daher ist es im ersten Schritt wichtig zu bestimmen, um welche Taubenart es sich handelt, die das Nest gebaut hat.

Die häufigsten Tauben in und um Köln neben der Stadttaube sind Ringel- und Türkentauben.

Im Zweifel können Sie uns ein Foto des Tieres zusenden, wenn Sie nicht sicher sind, um welche Art es sich handelt.

Die Ringeltaube

Die Ringeltaube ist größer als die Stadttaube und hat einen auffälligen weißen Ringen im Nacken. Die Iris ist hellgelb. Hauptsächlich leben und brüten Wildtauben in Parks, Gärten aber auch in den vereinzelten Bäumen mitten in der Stadt.

Ringeltaube im Nest
Quelle Unsplash Foto Lukáš Kadava

Die Türkentaube

Die Türkentaube ist ebenso eine Wildtaube und etwas kleiner als die Stadttaube mit einem hellgrauen Gefieder und einem schwarzen Ring im Nacken.

Türkentaube im Baum
Quelle Unsplash Foto Giulia Salvaterra

Die Stadttaube

Stadttauben sind bekannt für ihr graues Gefieder mit einem grünen oder violetten Schimmer. Doch dies ist nicht immer so. Ihre Vielfalt zeigt sich in verschiedenen Farbmustern, von partiell weiß über braun bis hin zu schwarz. Trotz dieser Unterschiede bleibt der Nacken der mittelgroßen Stadttaube meist frei von auffälligen Ringen.

Stadttauben auf dem Lebenshof Köln

2. Tauben bauen ein Nest - was tun?

Halten sich Stadttauben auffällig oft z.B. auf Ihrem Balkon auf, bringen sogar Äste etc. mit sollten Sie direkt aktiv werden und einzelne Äste oder anderes Nistmaterial direkt entfernen.

Zusätzlich können z.B. Flatterbänder angebracht werden, die den Balkon weniger attraktiv machen. Attrappen von Raben bringen dahingegeben keine Abwehr von Tauben. Vermeiden Sie Nischen oder Spalten, die als Brutplatz dienen können und schauen Sie auch ab und zu unter die Möbel auf dem Balkon, wenn Ihnen auffällt, dass sich Tauben auf dem Balkon aufhalten.

Hat die Taube an einem Standort einmal erfolgreich gebrütet, wird sie diesen Platz gerne wieder wählen.

3. Nestentfernung und Eiertausch bei Wildtauben nicht erlaubt

Eine Nestentfernung sowie der Eiertausch bei Wildtauben ist nicht erlaubt. Gemäß dem Tierschutzgesetz ist es verboten, Wildtiere zu stören oder ihre Nester zu beschädigen. Eingriffe wie das Entfernen von Eiern oder Nestern können nicht nur zu rechtlichen Konsequenzen führen, sondern auch den Fortpflanzungszyklus der Vögel stören und ihr Überleben gefährden. Es ist wichtig, Wildtiere in ihrer natürlichen Umgebung zu respektieren und zu schützen.

4. Nestentfernung und Eiertausch bei Stadttaube

Zunächst gilt generell: Ein Austausch von Eiern gegen Gipsattrappen ist nur bei Stadttauben erlaubt. Tauben wurde ein hoher Fortpflanzungsdrang angezüchtet, so dass sie bis zu siebenmal im Jahr brüten. Die Lebensumstände in den Städten stellen jedoch keinen sicheren und vor allem mit artgerechtem Futter versehenen Lebensraum für die Tauben dar, daher kann hier eine tierschutzgerechte Fortpflanzungsregulation durchgeführt werden, in dem die Eier gegen Gipseier getauscht werden.

Beobachten Sie Tauben beim Nestbau, können Sie die Äste und das Nistmaterial entfernen. Durch das anbringen von z.B. Flatterband gestalten Sie im Nachgang dann die Stelle weniger attraktiv. Ein Nest mit Eiern darf jedoch nicht mehr einfach entfernt werden.

Wird das Nest entdeckt, wenn sich bereits Eier darin befinden, ist die Nestentfernung nicht mehr möglich, jedoch evtl. ein Austausch der Eier. Beachten Sie bitte folgendes:

  • Ein Tausch der Eier ist bis zu maximal 4 Tage nach Legung ohne vorherige Prüfung möglich.
  • Wenn Sie daher sicher sind, wie lange die Eier bereits im Nest sind, tauschen Sie die echten Eier gegen Plastikeier und lassen Sie die echten Eier vollständig auskühlen.

Austausch verhindert dabei den Schlupf der Küken, es hält jedoch nicht die Tauben von Ihrem Balkon fern. Die Taubeneltern werden weiterhin versuchen, die Gipseier ausbrüten, bis sie nach 2-3 Wochen aufgeben und das Nest verlassen.

Im Zweifel gilt auch hier, bitte kontaktieren Sie die Taubenhilfe direkt, wenn Sie sich nicht sicher sind, wie Sie handeln sollen.

5. Eiertausch bei bebrütetem/aktivem Taubennest

Wenn Sie nicht wissen, wie lange die Eier bereits bebrütet werden, gehen Sie bitte wie folgt vor:

  1. Entnehmen Sie die Eier mit Einmalhandschuhen und durchleuchten Sie die Eier mit einer Taschenlampe. Drehen sie dabei das Ei vorsichtig und langsam um die eigene Achse um das Ei von allen Seiten betrachten zu können.
  2. Wenn Sie ein helles Inneres sehen oder erste zarte Adern, ist der Austausch möglich. Das Ei erscheint komplett durchlässig beim Durchleuchten. Es ist maximal ein winziger dunkler Punkt erkennbar.
  3. Wenn sich beim Durchleuchten der Eier eine dunkle Füllung erkennen lässt, so hat sich der Embryo so weit entwickelt, dass ein Austausch des Eis nicht mehr möglich ist. Je größer diese dunkle Füllung, desto weiter ist das Ei. Bitte legen Sie in diesem Fall das Ei wieder zurück ins Nest und beobachten Sie, ob die Elterntiere zurückkehren und weiter brüten.

6. Verlassenes Taubennest mit Eiern - was tun?

Wenn sie die Vermutung haben, dass das Gelege bei Fund bereits nicht mehr von den Elterntieren aufgesucht wird, kontrollieren Sie, ob die Eier bei Fund noch warm sind und beobachten Sie auch hier, ob Tauben zum Nest zurückkehren.

Erst wenn Sie absolut sicher sind, dass das Gelege verlassen ist und die Eier schon längst erkaltet sind ist es gestattet Ei und Nest in diesem Fall zu entfernen.

7. Woher bekomme ich Gipseier?

Gipseier können nach Absprache auf unserem Lebenshof abgeholt oder im Internet bestellt werden.

8. Eier können nicht mehr getauscht werden

Ist der Austausch nicht mehr möglich, schlüpfen die Küken nach 2-3 Wochen und vier bis sechs Wochen später sind sie flügge. Erst dann können Sie das Nest entfernen. Dann gilt es jedoch den Punkt “Vorbeugung” zu berücksichtigen, denn Tauben sind standorttreu und würden den Ort für die nächste Brut wieder wählen, wenn man sie lässt. Mit Zeitungspapier können Sie den Boden des Balkons vor Verunreinigungen schützen.

Wichtig ist noch zu erwähnen, dass von Tauben und ihren Nestern kein erhöhtes Gesundheitsrisiko für den Menschen ausgeht, sofern normale Hygienerichtlinien wie Hände waschen z.B. nach Kotkontakt eingehalten werden.

Übrigens: Bei Tauben sind sowohl Weibchen als auch Männchen für die Aufzucht der Jungen zuständig. Sollte ein Elternteil sterben, bedeutet dies daher nicht automatisch, dass die Küken unversorgt bleiben. In solchen Fällen sollten Sie zunächst beobachten, ob die Küken weiter versorgt werden. Mit zunehmendem Alter wird der Abstand auch deutlich größer in dem die Eltern zum Versorgen vorbeischauen.

Wir möchten an alle Nestfinder appellieren, wenn bereits bei Fund Küken geschlüpft sind, dass diese an Ort und Stelle bleiben können. Auch Taubeneltern leiden darunter, wenn ihnen die Jungen entrissen werden und die Kleinen haben deutlich bessere Überlebenschancen, wenn sie von den Eltern gefüttert, gewärmt, beschützt und geliebt werden.

9. Dem Nestbau bei Stadttauben vorbeugen

Um dem Nestbau von Stadttauben vorzubeugen, gibt es einige effektive Maßnahmen. Sollten sich Stadttauben auffällig oft auf Ihrem Balkon aufhalten und sogar Äste oder anderes Nistmaterial mitbringen, ist es ratsam, direkt aktiv zu werden und dieses Material zu entfernen. Zusätzlich können Flatterbänder angebracht werden, um den Balkon für die Tauben weniger attraktiv zu machen. Es hat sich gezeigt, dass Attrappen von Raben keine wirkungsvolle Abschreckung für Tauben darstellen. Weiterhin ist es wichtig, Nischen oder Spalten zu vermeiden, die als Brutplatz dienen könnten. Es lohnt sich auch, ab und zu unter den Möbeln auf dem Balkon nachzuschauen, falls sich Tauben dort verstecken. Beachten Sie, dass Stadttauben nach erfolgreicher Brut einen Ort gerne wieder wählen. Daher ist es besonders wichtig, präventive Maßnahmen frühzeitig zu ergreifen, um unerwünschte Nistaktivitäten zu verhindern.